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Artikelbeschreibung
Röhrig, Tilman gefunden im Sachgebiet: Jugendbuch allgemein Taschenbuch Der vierzehnjährige Thom schreibt auf, was er in seinem bisherigen Leben wichtig fand. Bei Freunden und in der Schule fühlt er sich wegen seiner roten Haare und Sommersprossen ausgetoßen. Seine Bemühunen, wirkliche Freunde zu finden, führen immer wieder zu Verwicklungen. Erst als er nicht mehr unbedingt dazugehören will, beginnt er unabhängig zu werden. Rezension: Nachdem ich während einer Autofahrt durch den Sendebereich von WDR2 ein ca. zweistündiges Interview mit Tilman Röhrig hörte, war ich mehr als beeindruckt von dem Autor und beschloss mir gleich nach meiner Rückkehr Thoms Bericht zuzulegen. Der Grund? Ich glaube, jeder der Kinder hat (oder besser: jeder der mehr als ein Kind hat) kommt manchmal in die Situation, in der er sein Kind nicht versteht. Die Reaktion von Thoms Vater, auspeitschen bis das Blut spritzt, kommt dabei zwar (hoffentlich ??) nirgends mehr vor, aber sicher kann das eine oder andere böse Wort vermieden werden, wenn das Kind besser verstanden würde. Mein persönlicher Eindruck nach der Lektüre? Ich glaube tatsächlich, dass das Buch (wie im Interview geäußert, und auch hier diskutiert) für Jugendliche in Konfliktsituationen mit ihren Eltern und noch viel wichtiger für Jugendliche, die tatsächlich Misshandlung erfahren, sehr hilfreich ist. Aus diesem Grund, und wegen des Erzählstils, gehört das Buch sicher in den Lehrplan von Schulen. Ich selbst muss zugeben, dass mich das Interview mit Röhrig (in dem viel von dem Inhalt bereits angesprochen wurde) wesentlich mehr beeindruckt hat, auch wenn ich dem Inhalt der anderen Rezensionen durchaus zustimme. Der Grund liegt vor allem in dem äußerst knappen, gerichtartigen Erzählstil. Dieser Stil reflektiert zwar ideal die Absicht des Autors, einen Bericht eines 14 Jährigen über die unfassbar grausamen Erlebnisse seiner Kindheit abzufassen, deckte sich aber nicht mit der Erwartungshaltung die das Interview in mir weckte, dass dieses Buch über das Interview hinaus auch Impulse für Eltern geben kann. Fazit: für Schüler ein Muss im positiven Sinne, für Eltern, die sich mit der Gedankenwelt ihres Kindes auseinanderetzen ein Kann. Für die Eltern, die sich noch nie in die Lage des Kindes versetzt haben wäre es zwar auch ein Muss. Ich wage aber leider zu bezweifeln, dass diese Eltern derartige Bücher lesen, geschweige denn Rezensionen zu solchen Büchern. Trotz allem: es bleibt zu hoffen, dass solch ein Buch nie wieder geschrieben werden muss! Rezension: Schon der Auftakt des Romans Thoms Bericht von Tilman Röhrig trägt den Leser in die Grundmelodie der Erzählung : Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich keine roten Haare gehabt hätte. Der Ich-Erzähler des Romans, der vierzehnjährige Thom, steht vor einer wichtigen Entscheidung: Abgestoßen und desillusioniert von der Scheinmoral, den Lebenslügen der Erwachsenen, und aus Rache an seinem Vater, einem evangelischen Pfarrer, will er demonstrativ aus der Kirche austreten. Um die Schwellensituation, die ihm auch Angst bereitet, zu überwinden, erinnert er sich an die prägenden Erlebnisse seiner Kindheit und vollzieht in diesem Erinnerungsprozess Schritt für Schritt die endgültige Loslösung von seinem bisherigen Leben, von seinen Bindungen, und kommt am Ende dieses Erinnerungsweges zu einer schmerzhaften Gewissheit... Passend zur Seelenlage des Protagonisten, ist dieses Erinnerungsgefüge im Stil eines Berichts geschrieben: Tief verletzt und gedemütigt, kann sich Thom nur vorsichtig seinen traumatischen Kindheitserlebnissen annähern und spart deshalb innere Handlungen weitgehend aus: Zu tief sitzen die Verletzungen. Der Leser spürt aber gerade hinter diesen sachlichen und knappen Beschreibungen (Z.B.:Mein Vater hat mir nie geschreiben.) die Dimensionen der seelischen Not dieses Kindes, das - sowohl den engen Strukturen eines Dorfes im Hunsrück ausgeliefert ist und seiner roten Haare und Sommersprossen wegen zutiefst verletzende Ausgrenzungen und Demütigungen erfährt - als auch in seinem Elternhaus nicht die notwendige Nestwärme erhält. Der Leser, der aus der Sicht des Kindes z.B. die Reaktionen der Erwachsenen erleidet, fühlt die vielen vergeblichen Bemühungen Thoms und erlebt die lieblosen Zurückweisungen schmerzhaft mit. Sein Suchen nach Liebe und Nähe läuft immer wieder ins Leere... Dabei nehmen wir hautnah an Thoms Geschichte teil, in der sich Verachtung, Wut und Aggression, vor allem seinem Vater gegenüber, zeigen. Wir erzittern vor der Macht und durchleiden die Ohn-Macht, besonders in einer extremen Schlüsselszene, die für Thom den Abschied von der Kindheit bedeutet...Wie kann ein Kind eine solche Kindheit überwintern? Der Autor zeigt uns fein skizzierte Spuren, denen wir achtsam nachspüren können... Der Schritt Thoms ins neue Leben, in das Morgen, wird auch durch den Wechsel der Erzählform kunstvoll ausgedrückt: In der Form eines Tagebuchs, nach der Erfahrung, dass Schreiben Balsam für die Seele sein kann, verarbeitet und artikuliert Thom nun seine Entscheidungen und Gefühle im neuen Lebensabschnitt... Thoms Bericht ist ein besonders wertvolles Buch, in vieler Hinsicht: Es zeigt die Kunst des Erzählens und bietet ein weites Spektrum an wichtigen Themen: z.B.: Gewalt/-prävention, Verhältnis von Jugendlichen und Erwachsenen, Pubertät, Rolle der Literatur, die Kraft der Gefühle, Lebenshilfen usw. Mögen viele Leser sich auf die Reise in diese subtile Geschichte begeben! Rezensionen: In Thoms Bericht schildert Tilman Röhrig die Qualen des 14-jährigen Pfarrerssohns Thom, der sich gegen seinen strengen Vater auflehnt, sich schließlich über sein unabhängiges Denken hinaus zu einem selbstständigen Handeln entschließt. Mit Thoms Bericht hat Tilman Röhrig ein Buch geschrieben, das wohl nie an Aktualität verliert. Jeder kann sich an irgendeiner Stelle des Buches selbst wiederfinden, ob nun Jugendlicher oder Erwachsener. Themen drängen sich auf: Kindermisshandlung, Unterdrückung, Flucht aus der Wirklichkeit. Autoritätsansprüche und deren Abwehr. Liebe Deine Eltern oder Du sollst Deine Eltern ehren. Sind Kirche und Glaube immer eins oder auch trennbar? Und viele mehr. Man spürt bei diesem Buch, dass sein Herz den Außenseitern gehört, eben weil er selber einer war und ist. Schließlich ist Thoms Bericht ja seine Jugendgeschichte. Dies ist ein Buch, dass man nicht vergisst. Einmal gelesen brennt es sich in jeden Leser ein. Rezension: Da für mich die Vorstellung daran, dass Kindern psychisch und physisch Gewalt angetan wird, unerträglich ist, hat mich dieses Buch von Tilman Röhrig besonders berührt. In Thoms Bericht schildert Tilman Röhrig sehr anschaulich und eindringlich selbsterfahrenes Leid aus der Sicht des Jungen Thomas. In seiner Familie und persönlichem Umfeld erfährt Thom nur Unverständnis und keine Liebe. Besonders erschütternd ist, dass sein Vater als Pfarrer in der Kirche Nächstenliebe predigt, sie aber seinem Sohn verweigert und die christliche Lehre dazu benutzt, seinen Sohn zu misshandeln. Wie sollen Kinder sich positiv entwickeln können, wissen was für sie gut und richtig ist, wenn es ihnen nicht vorgelebt wird? Umso erstaunlicher ist es, dass Thom seinen eigenen Weg findet und sich demonstrativ von seinem Vater löst. Viel Kraft und Empfindsamkeit gehören dazu, nicht an Unverständnis und mangelnder Liebe zu zerbrechen. Ich nahm mir fest vor, ein anderer Erwachsener zu werden, sagt Thom. Thoms Bericht von Tilman Röhrig ist ein ausgezeichnetes Buch - ein Stück Lebenshilfe - nicht nur für Jugendliche, die selbst in ähnlichen Konfliktsituationen stecken, sondern auch für Erwachsene. 111
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