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Halbleder Hermann Friedl hat sich´s schwer gemacht. In seinem Landarzt-Roman ist der homo patiens gestaltet, der dem Leid ausgesetzte Mensch, der ebenso den Arzt wie den Patienten einbegreift. Da ist der Alltag in all seinen Spannungen aufgefangen und die ärztliche Praxis Gleichnis geworden. Wir sind für diesen Roman aus vielerlei Gründen sehr dankbar - auch darum, weil er ein Vorurteil überwinden hilft. Er spielt im Dorf. Und in unserer Literatur hat es das dörfliche Milieu schon allzu lange allzu schwer. Weil eine gewisse Epik und weil gewisse Filme das Dorf verfälscht, verkitscht, auf üble Weise idyllisiert und heroisiert haben, konnte es fast scheinen, als gäbe es zwei Literaturen: die mindere, die im Dorf spielt, und die bessere städtische. Doch im Landarzt-Roman Hermann Friedls ist das Dorf Schauplatz, aber nicht das Holzschnittdorf im Heimatstil; eine dichterische Ehrenrettung des Dorfs ist geglückt, die von Gnaden der Sprache und der gestaltenden Kraft die geographische Nähe zu den Dörfern Adabert Stifters keine bloße Äußerlichkeit scheinen lässt. Hermann Friedl war den Wissenden immer schon als Hoffnung, als Begabung bekannt, den Verlegern aber mit seinem ersten, sehr bemerkenswerten Roman Die Schleuse nicht genehm. Da aber nun Der Landarzt erschienen ist, wurde die Verheißung zur Erfüllung, und Hermann Friedl reiht sich in die große Folge, die mit Arthur Schnitzler beginnt, allgemein sichtbar und gleichberechtigt als bedeutender Österreichischer Erzähler deise Jahrhunderts ein (Kritik von Hans Weigel dem Buch entnommen). 235

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