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Artikelbeschreibung
Martin Walser gefunden im Sachgebiet: Biographischer Roman 5. Auflage Hardcover ausgemustertes Büchereibuch, nicht foliert, mit tadellosem Schutzumschlag, insgesamt sehr gut erhalten! Martin Walser erinnert sich, vergegenwärtigt, enthebt die Zeit ihrer Pflicht; so leuchtend und lebendig kommen sie daher, die Figuren der - vermeintlichen - Vergangenheit, atmend, so bis in den Schlag der Zunge genau, dass ihnen eine faszinierende Enge mit der Gegenwart gelingt. Zuerst will Johann Pater werden, weil ihn der durchreisende Franziskanerpater Chrisostomus mit gewaltigen Psalmen und Predigten gegen die neuesten Heiden erobert hat; dann will er Sänger werden, weil er gehört hat, wie Karl Erb Wer nie sein Brot mit Tränen aß singt, dann will er, weil ihm sein Vater Gedichtbände von Klopstock bis Hölderlin hinterlässt, Lyriker werden... 'Ein springender Brunnen' ist ein Zeit- und Lebensroman. Er erzählt von der Zeit von 1932 bis 1945 und von der Genese eines Schriftstellers: Von einem, der lernt, sein Leben in die Hand zu nehmen, seinen in Kindertagen gepflanzten Wörterbaum zu pflegen und nur noch 'seinen' Büchern und 'seiner' Sprache zu vertrauen. Nachdem er innig gebetet, verzehrend gesungen, glühend gedichtet, sich an Buben und Mädchen hinauf- und hinab getastet und seiner Mutter geholfen hat, die immer bevorstehe Zwangsversteigerung der elterlichen Wirtschaft abzuwenden, und sich bei seinem von Heilungsfantasien fürs Geschäftsleben unbrauchbar gemachten Vater von der Wörterliebe hat anstecken lassen, wird er siebzehnjährig Soldat (die Waffengattung wählt er nach der Mütze) und wird Gefangener und Heimkehrer und gelangt zu einem Mädchen: der erste Mensch, bei dem er nicht fürchten muss, etwas falsch zu machen. Trotzdem kann er ihr nicht alles sagen, was in ihm vorgeht. Also fängt er an zu schreiben. Jetzt aber Prosa. Diese Entwicklung findet statt in einem Dorf, in dem es nicht nur alles gibt, sondern von allem auch das Gegenteil. Kosmos also. Von 1932 bis 1945. Johann durchläuft Sprachen: die der Kirche, die des Nationalsozialismus; aber auch die der Literatur; und die Sprachen des Dorfes mit ihrem drastischen Reichtum, ihrer Prägekraft, ihrer unerschöpflichen Fabulierlust und Ausdruckssucht; und er erlebt, wie verwüstet, wie befangen, wie ohnmächtig all diese Sprachen sind, wenn er Wörter braucht für seine Intimität zu sich selbst. Erzählt wird aus der Sicht des kleinen Johann ab seinem fünften Lebensjahr. Ort der Handlung ist Wasserburg am Bodensee im Jahr 1932. Johanns Eltern betreiben eine kleine Gastwirtschaft, immer am Rande des Ruins entlang schlitternd. Der Vater, ein Schöngeist, aber geschäftlicher Unglücksrabe, wird zur wichtigsten Figur in Johanns Dasein. Er weckt die poetische Ader des Jungen, indem er immer neue, phantastische Vokabeln in seinen Wörterbaum hängt. Die Mutter hingegen eine bigotte, lebensunfrohe, aber tüchtige Person, ohne die die Gastwirtschaft längst ruiniert wäre. Dazu lässt Walser noch jede Menge bizarres Dorfpersonal aufmarschieren. Wundervoll beschrieben ist Johanns erste Liebe zu einem Artistenmädchen aus einem Wanderzirkus (er klebt ihr Abziehbildchen auf die Oberschenkel, her mit dem Nobelpreis für solche Beschreibungen!). Das erste Auftauchen der Braunhemden im Dorf, der Eintritt seiner Mutter in die Partei, das wird völlig unaufgeregt und ohne Rechtfertigungen dargestellt. Das mag vielleicht nicht politisch korrekt sein, aber Walser berichtet eben strikt aus der Sichtweise des Jungen. Und so begleiten wir Johann, der in den Krieg zieht, seine Gedichte verfasst, wieder zurückkehrt in sein Wasserburg, das ihm doch die Welt ist; schließlich zu Martin Walser wird, den wir schätzen gelernt haben und der uns diese Geschichte so ergreifend nahegebracht hat, und wir stellen erstaunt fest: So sieht also ein Meisterwerk aus! »Hier gebietet Walser über Stärken, die mit bloßem Talent oder noch so großer Kunstfertigkeit nicht erreichbar sind…Gelassen und keineswegs effektbedacht vorgetragen, erheitert Walsers späte Prosa wohl darum so unwiderstehlich, weil Charakteristisches seltsamerweise fast immer irgendwie erheitert … Es ist eines der großen Erinnerungs-Bücher unserer Literatur und unseres Jahrhunderts, …ein Erinnerungsroman, der Wasserburg samt seinen schwäbisch- alemannisch redenden Bewohnern so zu retten vermag wie einst Thomas Manns Buddenbrooks Lübeck …« (Joachim Kaiser Süddeutsche Zeitung) »Die Liebesszenen in diesem Buch gehören zu den zärtlichsten und anrührendsten, die Walser je geschrieben hat. Und noch etwas gelingt ganz großartig das Porträt des Künstlers als junger Mann.« (Volker Hage Der Spiegel) »Der literarische Reiz liegt zugleich in Walsers ungeschützter Offenherzigkeit und im anekdotisch-humoristischen Reichtum, mit dem er sich (und uns) Familien-, Dorf- und Landschaftsszenen vor Augen stellt.« (Wolfram Schütte Frankfurter Rundschau) »Ein springender Brunnen ist ein Panorama deutscher Provinz im Dritten Reich, wie ich es so genau und glaubwürdig, so fair und einfühlsam noch nicht gelesen habe.« (Martin Ebel Rheinischer Merkur) »Walser arbeitet nichts ab. Er erzählt, wie es war. Und selbstverständlich destillieren sich rasch strukturierende Elemente heraus: die Nöte des Erwachsenwerdens, die Entdeckung der Sexualität und die Suche nach einer eigenen Sprache.« (Jörg Magenau Die Tageszeitung) »Martin Walser hat sich mit dem vermeintlich naheliegenden Thema Zeit eingelassen, und er ist ein großes Risiko eingegangen. Er hat es gemeistert ... wunderbare vierhundert Seiten.« (Julia Schröder Stuttgarter Zeitung) »Was der Autor anbietet, ist ein nicht genug zu rühmendes artistisches Vergnügen an Wörtern. Hinzu kommt seine Lust an der Beschreibung der Mitmenschen und des Milieus.« (Jost Nolte Die Welt) »Ein springender Brunnen ist ein Meisterwerk der deutschen Sprache, eigentümlich fern schon und ein wenig unzeitgemäß, wie es Meisterwerke vermutlich sein müssen. Zugleich ruft es noch einmal die Erinnerung in uns wach an die großen Stilerlebnisse, die unsere Sprache vorm gänzlichen Abfall in die Barbarei bewahrten, an Joseph und seine Brüder, an Die Blechtrommel, an Der Schatten des Körpers des Kutschers, an die Litauischen Claviere, an Kein Ort. Nirgends, an die Jahrestage.« (Friedemann Berger Dresdner Neueste Nachrichten) »Der Roman um Walsers Alter ego Johann ist ein Spätwerk von großer Eindringlichkeit und Dichte. Provinz und Welt, Kindheit und Alter, Vergangenheit und Gegenwart, Vergessen und Erinnern werden auf meisterhafte Weise zusammengeführt. Ein Buch, das Maßstäbe setzt.« (Uwe Schütte Nürnberger Zeitung) 412
[SW: Roman] Roman
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