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Gehlen, Arnold
Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik.
1969 Athenäum / Frankfurt a. M., Bonn

gefunden im Sachgebiet: Ethik

Gehlen, Arnold Moral und Hypermoral. Eine pluralistische Ethik.
Leineneinband in Orig.-SU, 23 x 16 cm, SU mit altersgemäßen Gebrauchsspuren, kleineren Randläsuren, leicht gebräunt, eigentlicher Band in sehr gutem Zustand, lediglich auf ca. 20 S. dezente Unterstreichungen in Blei. Verlagstext: Auch seine letzte Monographie Moral und Hypermoral sah Gehlen in der direkten Nachfolge seines anthropologischen Hauptwerkes Der Mensch . Insofern verstand er seinen Entwurf einer pluralistischen Ethik als Konkretisierung seiner Lehre vom Menschen. In diesem Buch, das eine Genealogie der Moralen entwickeln will, stellte sich Gehlen die Aufgabe, Anthropologie, Verhaltensforschung und Soziologie so zu verbinden, daß vier voneinander nicht ableitbare Ethosformen empirisch freigelegt werden könnten: von einem aus der „Gegenseitigkeit entwickelten Ethos über Eudaimonismus und Humanitarismus bis hin zu einem Ethos der Institutionen einschließlich des Staates. Gehlen wollte der abstrakten Ethik der Aufklärung widersprechen, wie sie beispielsweise in Voltaires Diktum zum Ausdruck kam, nach welchem es nur eine Moral gebe, so wie es nur eine Geometrie gibt . Systematisch geht es in erster Linie um eine anthropologische Begründung der Ethik, d.h. um eine Mehrheit moralischer Instanzen und Sozial-Regulationen . Diese werden nicht evolutionär interpretiert, d.h. als Fortschritt von der Nahethik zu einer schließlich weltumspannenden Moralität. Manche Moralen können als instinktnah angenommen werden, andere ergeben sich aus den Notwendigkeiten bestimmter Institutionen. Immer jedoch sind sie kulturell geformt und zugleich auf unterschiedlichen Ebenen der Abstraktion angesiedelt. Es bleibt im Zuge einer neuerlichen Rezeption von Moral und Hypermoral die These zu prüfen, ob die Modellvorstellung eines unversöhnlichen Pluralismus moralischer Normen eine Dimension des Ethischen zum Ausdruck bringt, die in den evolutiven Konzepten der ethischen Anpassung an je höhere gesellschaftliche Synthesen unterschätzt wird. Insofern gehört dieses Buch in den Zusammenhang einer philosophisch-soziologischen Grundlagenforschung, wie sie seit Max Scheler und Helmuth Plessner als Philosophische Anthropologie durchgeführt wurde und welche Arnold Gehlen – von den Elementarbeständen der menschlichen Existenz bis zur Analyse der modernen Malerei – mit so viel Sachhaltigkeit weiterverfolgt hat.

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