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Artikelbeschreibung
Horvath, Ödön von gefunden im Sachgebiet: Erzählungen Taschenbuch leichte Lagerungsspuren (Seiten gebräunt, sonst sehr gut!) Ein Kind unserer Zeit OA 1938 Form Roman Epoche Moderne Der im Jahr seines Erscheinens äußerst aktuelle Roman Ein Kind unserer Zeit von Ödön von Horváth ist nicht nur eine der ersten literarischen Auseinandersetzungen mit dem Wesen des Nationalsozialismus. Er nahm auch in beklemmender Weise die Gräuel des kommenden Kriegs vorweg und zeigte die ihnen zu Grunde liegende Inhumanität völkischer Ideologie auf. Entstehung: Anfang der 1930er Jahre war Horváth ein erfolgreicher und viel gespielter Dramatiker, der sein Einkommen vor allem aus seinen Stücken zog. Als zunächst in Deutschland, dann auch in Österreich seine Stücke verboten und seine Bücher verbrannt wurden, verlegte er sich, auch der Not gehorchend, auf das Schreiben von Prosa, da vor allem diese literarische Form für ausländische Verlage von Interesse war. Mit der Niederschrift seines letzten Romans Ein Kind unserer Zeit hatte Horváth noch 1937 in Österreich begonnen. Er erschien schließlich 1938, kurz nach dem Tod des Autors, im Allert de Lange Verlag in Amsterdam. Inhalt: Der namenlose Ich-Erzähler des Romans ist ein ca. 20-jähriger Soldat, der beim Militär seine neue Heimat gefunden zu haben glaubt. Ohne familiäre Liebe, ohne Verdienstmöglichkeit und Zukunftsperspektive aufgewachsen, erscheint ihm die soldatische Disziplin nach der Unsicherheit seiner Jugend als Paradies. Schnell verinnerlicht er die Phrasen der militanten Rechten vom Krieg als Vater aller Dinge, von Herren- und Untermenschen, vom Vaterland als höchstem Wert. Alles außerhalb des Soldatischen Liegende hasst er, vor allem die Frauen, aber im Grunde auch sich selbst. Als er auf einem Rummelplatz eine Frau beobachtet, zeigen sich Ansätze humaner Züge in seinem Charakter. Das anmutige Wesen der Frau scheint ihn zu faszinieren. Er beschließt ihr einen Brief zu schreiben, doch ein militärischer Einsatz kommt dazwischen. Seine Einheit fällt in ein kleines Nachbarland ein, nicht um offiziell Krieg zu führen, sondern um zu »säubern« und eine genehme Regierung zu installieren. Es kommt zu Verbrechen an der Zivilbevölkerung. Als der Kommandant der Einheit – scheinbar sinnlos – aufrecht auf eine Maschinengewehrstellung zugeht, versucht der Erzähler ihn zu retten, was aber nicht gelingt. Er wird am Arm verletzt und kann lediglich noch einen an die Ehefrau adressierten Brief an sich nehmen, den sein Vorgesetzter bei sich trug. Zurückgekehrt überbringt er den Brief und erfährt, dass sein Kommandant bewusst in den Tod gegangen ist, da in ihm die neue Zeit, ihre Herren und ihr Vorgehen nur mehr Ekel erregten. Da der Erzähler aufgrund seiner Verletzung keine Verwendung beim Militär mehr findet, setzt ein Prozess der Enttäuschung und des Nachdenkens ein. Er erinnert sich an die Frau vom Rummelplatz und beschließt, Kontakt aufzunehmen. Die Kassiererin ist jedoch entlassen worden, weil sie schwanger war, hat ihr Kind fortgegeben und sitzt nun im Gefängnis. Der Erzähler ist entrüstet über ihr Schicksal, spricht es doch den angeblichen hehren Werten des Systems Hohn, und fordert vom ehemaligen Arbeitgeber der Frau Rechenschaft. Als dieser sich lediglich in einigen zynischen Sprüchen verliert, erschlägt er ihn und lässt die Leiche verschwinden. Er begibt sich in einen Park, wo er sich auf eine Parkbank setzt, sich langsam zuschneien lässt und am nächsten Morgen erfroren ist. Wirkung: Neben dem Roman Jugend ohne Gott (1937) war es vor allem das Werk Ein Kind unserer Zeit, das Horváth auch als einen Prosaschriftsteller von hohem Rang auswies. Die Würdigung seines Werks setzte jedoch erst Jahrzehnte nach seinem frühen Tod ein. Noch zu Beginn der 1960er Jahre war der Autor weitgehend verkannt und vergessen. R. F. -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels. Kurzbeschreibung Ödön von Horvaths letzter Roman 'Ein Kind unserer Zeit', der erst nach dem Tod des 36jährigen Autors 1938 erschien, ist die Geschichte eines Soldaten, vollgestopft mit Phrasen eines militanten Nationalismus. Ein desillusionierter junger Mann schreibt seine Gedanken und Erfahrungen nieder: Erst arbeitslos, dann Soldat, der später invalide und gebrochen ist, beginnt der Ich-Erzähler über seine Vergangenheit, über seinen Irrglaugen an die 'Führer' nachzudenken und entfremdet sich so seiner Umwelt. Fanz Werfel nannte diesen Typus einen 'Statthalter des Teufels auf Erden', dessen 'Erfindungskraft im Sinnlos-Bösen unerschöpflich' scheint. 'Der Wille , weh zu tun, ist sein Grundtrieb. Sogar in dem Augenblick, da er einer verlorenen Geliebten nachzutrauern vermeint, begeht er einen Mord. Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit stellt sich dieser Typus in der Ich-Erzählung selbst dar. Horvath zeigt mit leichter Hand, die seinen Stil auszeichnet, die politische Ursache und Konsequenz.' 128
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